Update: Übersetzung des Briefes der Black Community aus Dölzig an die Landesdirektion

Zur Erinnerung: Angehörige der Black Community aus der EAE in Dölzig haben einen Brief verfasst, den sie dem Sächsischen Flüchtlingsrat und uns am Mittwoch, 27.05.2020 auf der Demo übergeben haben. Sie baten uns den Brief zu veröffentlichen. Lest hier den Brief und die Forderungen.

Hier findet Ihr eine Übersetzung des Briefs.

Asylum Seekers
EAE Dölzig Schkeuditz
Westringstraße 55
04435 Schkeuditz

22.05.2020

An die Landesdirektion Sachsen

Sehr geehrte Damen und Herren

Betreff: Anfrage zu dringendem und großflächigem Transfer aus dem Aufnahmezentrum Dölzig mit speziellem Fokus auf und Gleichberechtigung für die Schwarze Community

Wir, die unterzeichnenden Asylbewerber*innen, Bewohner*innen der EAE Dölzig bedanken uns herzlich bei der deutschen Regierung, dem Freistaat Sachsen, dem BAMF und den Maltesern für die ordnungsgemäße Unterstützung und Gastfreundschaft uns gegenüber. Gleichermaßen erkennen wir ihre Mühen an, Menschen mit verschiedenen kulturellen und religiösen Hintergründen zu managen und zu stützen.

Allerdings haben wir mit Bestürzung bemerkt, dass der Transfer von Geflüchteten, insbesondere der Schwarzen Community, aus der EAE Dölzig in Wohnungen eine schwierige Aufgabe für die Verwaltung ist. Vor diesem Hintergrund ersuchen wir daher die dringende und großflächige Umverteilung von Geflüchteten, insbesondere der Schwarzen Community, damit in der EAE Dölzig Gleichberechtigung umgesetzt wird. Dies tun wir aus den folgenden Gründen:

1.) Wir haben festgestellt, dass der Transfer der Schwarze Community oft nicht vorrangig behandelt wird. Der Anteil der Personen der Schwarzen Community, der für Umverteilungen vorgesehen wird, ist geringer als der anderer Communities. Dies führt dazu, dass die Betroffenen der Schwarzen Community sich fragen und beklagen, ob sie nicht Teil der Menschheit sind. Der unerwünschte Effekt dieser diskriminierenden Transferpraxis ist ein verlängerter Aufenthalt im Aufnahmezentrum. Da wir nicht geplant hatten, eine lange Zeit im Aufnahmezentrum, das uns eher wie ein Gefangenenlager erscheint als ein Lebensmittelpunkt, zu verweilen, beeinflusst unsere psychologische und emotionale Balance.

2.) Das Lager in Dölzig ist überbelegt. Wir leben unter prekären und entmenschlichenden Bedingungen. Mehr als drei bis fünf Personen leben in einem einzigen kleinen Zimmer. Es gibt keine Privatsphäre, da wir ein Gemeinschaftsbad und eine Gemeinschaftstoilette benutzen. Dazu kommt, dass es keinen angemessenen Platz für Interaktionen und Freizeitgestaltung gibt. Diese Situation macht uns nicht nur anfällig für das Coronavirus, sondern verhindert gleichermaßen, dass wir den von Behörden vorgeschriebenen Sicherheitsabstand respektieren können.

3.) Die Ausstattung der EAE Dölzig entspricht nicht dem Standard, um eine langzeitige Lebensqualität aufrecht zu erhalten. Das Zentrum hat eine schlechte Internetverbindung, für die wir 4 Euro pro Woche zahlen müssen, um es zu benutzen. Es gibt keine Küchen, bzw. sind diese inadäquat. Die Quantität und Qualität des Essens, das uns gestellt wird, ist nicht ausreichend, um unseren Nährstoffbedarf zu decken. Mit diesem Dilemma konfrontiert, entscheiden wir Geflüchteten uns zu unorthodoxen Methoden der Essenszubereitung, die uns bereits in Konfliktsituationen mit der deutschen Polizei gebracht haben.

Auf Grund der dargelegten Rückschläge, die wir in einer zivilisierten Gesellschaft wie Deutschland beobachten under leben, schlagen wir daher einen dringenden und großflächigen Transfer mit besonderem Schwerpunkt auf die Gleichberechtigung der Schwarzen Community als sofortige Abhilfe vor.

Wir verbleiben, auf Ihr gutes Urteilsvermögen hoffend, um unsere Nöte zu lindern und uns als menschliche Wesen, die Schutz suchen, anzuerkennen, mit unseren gemeinschaftlichen Grüßen.

Danke.

CC: BAMF / Malteser / Verwaltungsgericht Leipzig