Seit fast zwei Wochen befindet sich ein im Erstaufnahme-Interim im Apart Hotel in Böhlen untergebrachter Geflüchteter im Hungerstreik. Feras will damit auf die unhaltbaren Zustände aufmerksam machen: Einerseits wartet er seit Wochen auf die Möglichkeit seinen Asylantrag stellen zu können, andererseits kritisiert er die konkrete Situation im „Apart Hotel“ in Böhlen. Wie der junge Syrer hängen auch andere der 200 BewohnerInnen der Unterkunft seit mehreren Monaten mit einer sogenannten BÜMA (Bescheinigung über Meldung als Asylsuchender) in der Luft. Die dort untergebrachten Geflüchteten fühlen sich lokal und gesellschaftlich isoliert. Da sie der Residenzpflicht unterworfen sind, dürfen sie den Landkreis Leipzig nur Richtung Chemnitz verlassen. Einen Internet-Zugang gibt es für sie weder im Hotel noch im Ort, mögliche Formen der Freizeitgestaltung fehlen oder wurden eingeschränkt. Es mangelt an Informationen über den Fortgang des Asylverfahrens.
Entgegen der Behauptung der Sprecherin der Landesdirektion Jana Klein gegenüber der Leipziger Volkszeitung vom 19. September 2015 setzt Feras seinen Hungerstreik fort. „Die unterschiedlichen, sich einander widersprechenden Aussagen verschiedener Verantwortlicher in der letzten Woche demonstrieren unfreiwillig das von uns kritisierte Informationschaos und die behördliche Selbstblockade“, so Kim Schönberg vom Initiativkreis: Menschen.Würdig. „Der Protest in Böhlen bleibt bislang unbeantwortet. Und mehr noch: In der Einrichtung wird sich nicht ausreichend um die medizinische Versorgung des Betroffenen gekümmert geschweige denn über seine Motive für den Protest gesprochen. Feras bleibt auch in dieser Situation auf sich allein gestellt, ohne selbst handeln zu dürfen. Dies ist ein respektloser Umgang mit schutzsuchenden Menschen.“
Der Initiativkreis wendet sich vor diesem Hintergrund mit einem Offenen Brief an die Chemnitzer Außenstelle des BAMF und die sächsische Landesdirektion. Darin fordert der Initiativkreis geordnete und zügige Verfahrensabläufe bei den Asylverfahren sowie Transparenz und Verlässlichkeit gegenüber den Asylsuchenden. Im Brief heißt es außerdem:
„F. und die Geflüchteten in Böhlen sind kein Einzelfall. Im ganzen Land befinden sich Geflüchtete in solchen Warteschleifen. Es sind nicht nur die trostlose Umgebung, der Mangel an Privatsphäre und Selbstbestimmung, es ist vor allem die Ungewissheit über die eigene Zukunft, die an den Nerven der Betroffenen nagt.“
Lesen Sie hier unseren offenen Brief an die Landesdirektion und das BAMF.