Leipzig. Die geplante Moschee der islamischen Ahmadiyya-Gemeinde in Gohlis sorgt weiter für Zündstoff – und nun auch innerhalb der evangelischen Kirche. Wie berichtet, soll das Gebäude (Grundriss: 10 mal 17 Meter) auf einer Brache an der Georg-Schumann-/Ecke Bleichertstraße entstehen. Der Neubau soll mit Kuppel 10,50 Meter hoch werden.
Die Thomaskirchenpfarrer Christian Wolff und Britta Taddiken ergreifen Partei für den Moscheebau. Niemand könne in einem Staat, in dessen Verfassung die Meinungs- und Religionsfreiheit verankert ist, einer Glaubensgemeinschaft verwehren, ein Gotteshaus zu bauen, schreiben die beiden in einer Mitteilung. „Es ist sehr zu begrüßen, dass im Stadtbild sichtbar eine oder mehrere Moscheen errichtet werden. Gerade diese Öffentlichkeit religiösen Lebens erleichtert es, die Diskussionen und Debatten zu führen, die zu führen sind – und dabei die Vorurteile und Ängste abzubauen, die sich in den jetzigen Protesten gegen den Bau regen.“
Zur Integration von Menschen anderer Kulturen gehöre, dass sie ihre Religion frei und ungehindert leben könnten, so Wolff und Taddiken. Alles andere würde demokratischen und rechtsstaatlichen Grundsätzen widersprechen. Dass alle Bürger diese Grundsätze respektieren müssen, verstehe sich von selbst. „Gerade weil wir in einem freien Land leben, ist es zwingend, dass es in Leipzig neben dem Neubau der katholischen Propsteikirche bald eine Moschee und einen buddhistischen Tempel gibt“, erklären Wolff und Taddiken. Pfarrer Wolff ist SPD-Mitglied.
Der Evangelische Arbeitskreis der CDU (EAK) schlägt ganz andere Töne an. „Der EAK ist befremdet darüber, dass die sehr kleine muslimische Ahmadyya-Gemeinde in unserer Stadt ein weiteres islamisches Gebetshaus plant“, erklärt Leipzigs EAK-Chef Jörg Kühne. Der geplante Bau passe nicht in ein Wohnquartier einer mitteldeutschen Großstadt, so Kühne. Zudem sei ein weiterer Bau nicht nötig; es gebe bereits genügend muslimische Gebetshäuser. Der muslimische Glaube erscheine „vielen als sehr intolerant, wenig aufgeklärt und christenfeindlich“. Sorgen, Missmut und Ängste der Menschen vor Ort müssten berücksichtigt werden.
Kühne grenzt sich allerdings klar von rechtsextremen Agitatoren ab: „Diesmal wäre es sehr erfreulich, wenn man nicht nationalsozialistischen und kommunistischen Berufsdemonstranten die Worthoheit zum Thema lassen würde.“ Das führe schlimmstenfalls zu Gewalt. „Alle tatsächlich demokratischen Stadtpolitiker sind zur Lösungsfindung aufgerufen“, so Kühne.
(Quelle: Aus der Leipziger Volkszeitung vom 22.10.2013; © LVZ-Online, 22.10.2013, 01:00 Uhr)