Von Björn Meine
In Gohlis liegen die Nerven blank. Beim Forum zum geplanten Moscheebau war die Michaeliskirche proppevoll, die Stimmung hitzig. Es gab keine spürbare Mehrheit für oder gegen den Bau durch die Ahmadiyya-Muslim-Jamaat-Religionsgemeinschaft (AMJ) – der jeweilige Beifall hielt sich in etwa die Waage. Bei den Gegnern war die Enttäuschung groß, weil schnell klar wurde, dass sich das Projekt rein rechtlich nicht verhindern lässt. Für die Kritiker ein Anlass, das Bürgerforum zur Scheinveranstaltung zu erklären, weil die Entscheidung ja längst gefallen sei. Dahinter steht ein grundlegendes Missverständnis.
Viele Gegner hatten offenbar gehofft, auf einem basisdemokratischen Treffen das Projekt kippen zu können. Abgesehen davon, dass eine Kirche dazu nicht geeignet ist (schließlich müssten ja mehr Leute entscheiden, als die 550 anwesenden): Der Abend war kein Moschee-Verhinderungs- oder Beschleunigungs-Forum, sondern eine Informationsveranstaltung – wer ist die AMJ, wie soll der geplante Bau aussehen?
Verhindern, das wurde deutlich, lässt sich der Bau gar nicht – in Deutschland herrscht zum Glück Religionsfreiheit. Wenn die AMJ auf dem Boden des Grundgesetzes agiert, was sie nach derzeitigem Stand tut, steht dem Projekt nichts im Wege.
Ein zentraler Aspekt ging in der Michaeliskirche fast unter: Es gibt bereits sieben Moscheen in Leipzig. Von den meisten weiß niemand etwas, weil sie nicht sichtbar sind. Eine erkennbare Präsenz, ein offenes Haus wie bei der AMJ – das ist doch allemal besser! Die Angst vor Fremdem, Unbekanntem ist nachvollziehbar. Aber es gibt eben nicht nur schwarz und weiß. Die Angst vor der AMJ sollte sich bei genauem Hinsehen auflösen. Eine weltoffene Stadt wie Leipzig verträgt diese Moschee.
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