Dresden. Sachsen gedenkt am 75. Jahrestag der Pogromnacht von 1938 am heutigen Sonnabend der Opfer des Nationalsozialismus und mahnt zum Widerstand gegen Hass und Rassismus. Die aktuellen Proteste von Bürgern gegen das Schneeberger Asylbewerberheim oder den Moschee-Neubau in Leipzig zeigten, dass es nicht mehr nur um Rechtsextremismus geht, sagte die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Dresden, Nora Goldenbogen, gestern bei einer Feierstunde an der Neuen Synagoge. Danach legten rund 100 Menschen, darunter auch Vertreter von Parteien, Vereinen, Kirchen und Landtagspräsident Matthias Rößler, an der Stele für die damals zerstörte Semper-Synagoge Kränze und Blumengebinde nieder.
„Die Geschichte mahnt uns, wachsam zu sein und respektvoll miteinander umzugehen“, sagte Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU). Der Gedenktag mahne die Deutschen ganz besonders, „dass aus Stimmungen gegen Fremde, Andersdenkende oder andere Religionen nicht noch einmal Hass und aus Hass Gewalt werden darf.“ Damit das nie wieder passiere, brauche es eine aktive Erinnerung an die Geschehnisse von damals. „Rechtsextremismus, Hass und Rassismus haben in Sachsen keinen Platz. Sachsen muss für alle Menschen eine gute Heimat sein.“
Heute sind die Menschen landesweit aufgerufen, der Pogromnacht und des Holocaust zu gedenken und ein Zeichen gegen Terror und Gewalt zu setzen. An früheren Synagogen-Standorten finden Feierstunden, Mahnwachen und Kranzniederlegungen statt. Zudem sind Gottesdienste, Friedensgebete und Konzerte geplant und Stolpersteine werden geputzt, die an von den Nazis ermordeten Mitbürger erinnern. Am 9. November 1938 wurden über 1000 Synagogen und Gebetshäuser sowie 7500 Läden in ganz Deutschland zerstört und zahlreiche Menschen getötet – der Auftakt zur systematischen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung. Simona Block