Leipzig. Die geplante Ahmadiyya-Moschee in Leipzig-Gohlis erhitzt weiter die Gemüter – zumindest im Internet. Binnen einer Woche fand die Facebook-Seite der „Bürgerinitiative Gohlis sagt Nein“ gut 4.500 Unterstützer. Zudem unterschrieben knapp 1000 Menschen aus Leipzig und anderen Teilen der Republik eine entsprechende Online-Petition. Im Schutz der Anonymität werden auf dem Facebook-Portal vor allem Ressentiments gegen Muslime gepflegt oder Berichte über Straftaten mit Beteiligung von Migranten geteilt – um angebliche Gefahren durch einen Moschee-Bau zu verdeutlichen. Ähnlich wie schon bei einer Protest-Veranstaltung vor einer Woche bleiben die Initiatoren aber auch hier im Dunkeln. Ein Impressum fehlt auf der Seite, Ansprechpartner werden nicht genannt.
Das soll sich zumindest bald ändern, sagt Karl S.: „Wir werden demnächst mit Verantwortlichen in die Öffentlichkeit treten“, so der BI-Sprecher gegenüber LVZ-Online, der ebenfalls nicht erkannt werden will. Der Leipziger wohnt zwar nicht direkt im Stadtteil, fühlt sich aber für ihn verantwortlich. Bisherige Versammlungen der Bürgerinitiative seien „unter massivem Druck der linksextremen Szene“ verhindert worden. Deshalb wolle man vorerst noch weiter anonym blieben. Wie S. sagte, bestehe die Gruppe aktuell aus 15 Mitgliedern, „die aus allen gesellschaftlichen Schichten kommen“. Der Unterstützerkreis sei allerdings noch vielfach größer.
Man ist parteipolitisch neutral, heißt es. „Wir würden uns aber wünschen, dass sich zum Beispiel die CDU, die ja das ‚C’ im Namen trägt, oder auch die Kirchen hinter unsere Forderungen stellen“, sagt der Sprecher weiter. Entsprechend enttäuscht reagierte Karl S., dass sich Leipzigs Thomaskirchen-Pfarrer Christian Wolff öffentlich für diese Moschee aussprach. Stattdessen erhalten die Gebetshaus-Gegner Unterstützung von der rechtsextremen NPD, die am 2. November im Stadtteil gegen den Bau demonstrieren will. „Unser Engagement läuft davon unabhängig, und nur weil die NPD dieses Thema für sich entdeckt hat, werden wir keinen Rückzieher machen“, so S. weiter.
Petition und Gegen-Petition sammeln Stimmen
Zumindest rechtspopulistischen Thesen scheint die Initiative nicht ganz verschlossen zu sein. Karl S. zitiert gegenüber LVZ-Online den als rigorosen EU-Kritiker und Islamgegner bekannten Staatsrechtler Karl Albrecht Schachtschneider. Der auch schon von NPD oder ProKöln auf Veranstaltungen eingeladene 73-Jährige habe „zurecht darauf hingewiesen, dass Religionsfreiheit in erster Linie Freiheit des Bekenntnisses sei.“ Das Verbot von Bauwerken, Kleidungsstücken und anderem sei davon nicht berührt, so der Leipziger BI-Sprecher. Auch Zierminarette, so wie in Gohlis geplant, sollen laut Islamkritikerin Necla Kelek den islamischen Herrschaftsanspruch ausdrücken, zitiert Karl S. und fügte an: „Einen solchen lehnen wir für Leipzig ab.“
Eigene Argumente gegen die Ahmadiyya-Moschee findet die Leipziger Bürgerinitiative auch: Die Situation in Gohlis sei schon ohne Moschee problematisch genug. „In der Georg-Schumann-Straße, in unmittelbarer Nähe zu der Brache, wo die Moschee entstehen soll, und in der Pittlerstraße, einer Seitenstraße der Georg-Schumann-Straße, werden derzeit neue Asylbewerberunterkünfte eingerichtet“, so der BI-Sprecher. Mit Blick auf die Unruhen in einem Chemnitzer Flüchtlingsheim führe das im Stadtteil zu Besorgnis. Zudem befürchten die Moschee-Gegner, dass mit dem geplanten Gebetshaus, „eine konfliktträchtige migrantische Infrastruktur entsteht, wie sie bislang in Leipzig nur von der Gegend um die Eisenbahnstraße bekannt ist“. Zudem, so mutmaßt die Initiative, seien Auseinandersetzungen mit den Mitgliedern der Al-Rahman-Moschee in der Roscherstraße „geradezu vorprogrammiert“.Insgesamt 2000 Unterschriften wollen die Gohliser Ahmadiyya-Gegner bis zum April 2014 auf ihrer Online-Petition sammeln, um die Moschee letztlich doch noch verhindern zu können. Falls diese zusammenkommen, soll die Unterschriftenliste Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) übergeben werden, sagt Karl S. Konkurrenz erfährt das Gohliser Anliegen allerdings seit Kurzem auch durch eine Gegen-Petition. Die heißt schlicht „Leipzig sagt Ja“ und hat ihrerseits bereits gut 400 Stimmen für den Moschee-Bau in Gohlis gesammelt.