Leipzig. Der geplante Moschee-Bau in Leipzig sorgt innerhalb der Leipziger CDU für Diskussionen. Während sich ein überparteiliches Bündnis aus SPD und Linken, Piraten und Grünen am Wochenende für einen toleranten Umgang mit dem Bauvorhaben positioniert hat, sucht die CDU weiter eine Linie. „Es gibt Befürworter und Gegner in der Partei“, sagte Unions-Kreisvorsitzender Robert Clemen am Montag auf Anfrage von LVZ-Online. Es gäbe noch viele Fragen zu klären. Dazu erwägt Clemen Gespräche mit den islamischen Würdenträgern in der Stadt.
Der erste Mann der Leipziger CDU befürchtet, dass der Moschee-Neubau Unruhe in die „stark sunnitisch geprägte“ muslimische Gemeinschaft der Stadt tragen könnte. Bisher hätten Sunniten und Schiiten in Leipzig in friedlicher Koexistenz gelebt, sagte Clemen. Die Religionsgemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ), die in Deutschland 35 Gebetshäuser betreibt, ordnete er als eine „Sekte des Islam“ ein. „Wir müssen klären, wer die neue Moschee nutzen wird, und ob eine friedliche Koexistenz der Glaubensgruppen möglich ist.“
Gespräche mit Al-Rahman-Gemeinde nicht ausgeschlossen
Um das Konfliktpotenzial im Stadtteil Gohlis auszuloten, will die Union gegebenenfalls auch mit Hassan Dabbagh, Imam der Al-Rahman Moschee in der Roscherstraße, das Gespräch suchen. Ein Islamexperte der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung soll ebenfalls zu religionstheoretischen Fragen zu Rate gezogen werden. Die Diskussion innerhalb der Leipziger Union wertete Clemen positiv: „Das ist einfach ein Zeichen dafür, dass wir eine Volkspartei sind.“
Neben der Bundestagsabgeordneten Bettina Kudla übte bereits auch CDU-Landtagspolitiker Wolf-Dietrich Rost Kritik am geplanten Gebetshaus. Laut Rost sei eine Moschee nicht kompatibel mit der baulichen Eigenart in Leipzig-Gohlis. Zudem, so der Christdemokrat bereits Mitte Oktober, sei die Ahmadiyya Muslim Gemeinde offensiv missionarisch „und dies im Zusammenhang mit der Nähe zur Erich-Kästner-Grundschule eher kritisch zu betrachten“.
Unions-Frau initiiert Online-Petition gegen Moschee
Im Internet haben inzwischen mehr als 2000 Menschen eine Petition gegen die Leipziger Moschee unterzeichnet. Initiiert hat diese Katrin Viola Hartung, Beisitzerin im CDU-Vorstand Leipzig-Süd und Mitglied im Evangelischen Arbeitskreis der Christdemokraten. Im angedachten Bau des muslimischen Gebetshauses sieht sie eine Bedrohung für den Stadtteil: „Wir haben bereits die Salafisten-Gemeinde in der Roscherstraße und dann ist ja hier auch noch ein Asylantenheim geplant – ich befürchte, dass Gohlis mit der Moschee immer mehr zu einem Ghetto verkommt“, so die Christdemokratin gegenüber LVZ-Online. Mit ihrer Unterschriftenliste soll die Stadtverwaltung deshalb zum Umdenken bewegt werden.
Bürgerforum am Donnerstag
Am Donnerstag lädt das Baudezernat ab 18.30 Uhr zu einem Bürgerforum zu den Moschee-Plänen in die Michaeliskirche am Nordplatz ein. Die Ahmadiyya-Gemeinde wird das Bauvorhaben auch selbst vorstellen. Für rund 500.000 Euro will die Glaubensgemeinschaft ein Gebetshaus mit zwei Zier-Minaretten an der Kreuzung Georg-Schumann-Straße und Bleichertstraße errichten. Von der Stadtverwaltung fordert Clemen, „berechtigte Ängste der Bürger ernst zu nehmen.“ Es sei falsch, alle, die den Moschee-Bau kritisch betrachten, mit der NPD in einen Topf zu werfen. „Ich erhoffe mir von dem Abend, dass die Diskussion versachlicht wird“, so Clemen.
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(Quelle: © LVZ-Online, Evelyn ter Vehn / Matthias Puppe,04.11.2013, 15:15 Uhr)