Kreisgebiet. Die ersten 107 von insgesamt 5000 syrischen Flüchtlingen, die Deutschland aufnehmen will, sind gestern von Beirut abgeflogen und in Hannover gelandet. Auch Nordsachsen wird in diesem Jahr noch 150 bis 180 Asylbewerber und Flüchtlinge aufnehmen. Wo dies geschieht und woher die Menschen kommen, ist noch unklar. Gestern trafen sich Oberbürgermeister und Bürgermeister der Städte und Gemeinden des Landkreises, um über dieses Thema zu diskutieren. Alle sind aufgerufen, Unterbringungsmöglichkeiten in ihren Kommunen zu prüfen.
Von Frank Pfütze
Nordsachsens Landrat Michael Czupalla (CDU) sprach gestern von einem Info-Termin: „Die Situation ist erkannt, wir müssen uns intensiv vorbereiten. Die Aufgabe lässt sich nur gemeinsam mit den Kommunen bewältigen.“ Es gibt noch keine konkreten Zahlen, nur die allgemeine Information, dass mit erhöhten Asylbewerbern und Flüchtlingszahlen zu rechnen ist. Darum könne es auch zu Zahlen, Terminen oder anderen Fakten noch keine Aussagen geben.
Eilenburg werde sich grundsätzlich nicht sperren. 2002 schloss das Heim an der Eilenburger Ziegelstraße, dann wurde es geschlossen, weil es nicht mehr nutzbar war. Grundsätzlich sei der Standort akzeptiert worden, dazu hätten die Bewerber beigetragen, hat Oberbürgermeister Hubertus Wacker (parteilos) gute Erinnerung an diese Zeit. „Wir haben auch die Verpflichtung, diesen Menschen zu helfen. Ich verweigere mich nicht. Das ist eine humanitäre Aufgabe, der wir uns zu stellen haben. Wo und wie, das sollten wir Bürgermeister auf Augenhöhe ehrlich und transparent klären. Nur so lassen sich menschenwürdige Unterbringungen finden“, wirbt Wacker. Er habe sich Objekte angesehen, bisher leider ohne tragfähiges Ergebnis, möglicherweise ließe sich eine Containerlösung umsetzen.
Der Plattenbau, der einst als Heim diente, ist Schrott und muss abgerissen werden. Dort steht eine Nutzung in keinem Verhältnis zu notwendigen Investitionen. Wacker favorisiert Lösungen im gesamten Landkreis, alle Städte und Gemeinden müssten da mitziehen. Da sei auch Solidarität unter allen Bürgermeistern gefragt. Auch für Delitzschs Oberbürgermeister Manfred Wilde (parteilos) lassen sich sämtliche Fragen zu diesem Thema nur gemeinsam klären, zwischen allen Kommunen und dem Landkreis. „Wir sind verpflichtet, entsprechend der Genfer Konventionen zu handeln. Der Landkreis hat die Bürgermeister gebeten, zu prüfen, welche Kapazitäten zur Verfügung stehen und frei sind, die hergerichtet werden könnten“, so Wilde Delitzsch mache mit der breiten Verteilung gute Erfahrungen.
Einige Kinder aus den Familien sind inzwischen in Vereinen integriert. In Delitzsch sind 240 Einzelpersonen in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht und weitere 20 Wohnungen mit Asylbewerbern und Flüchtlingen belegt. Auch Bad Düben macht mit der dezentralen Unterbringung einzelner Bewerber gute Erfahrungen. „Ich habe den erhöhten Bedarf zur Kenntnis genommen, nun müssen wir gemeinsam gucken, was geht. Dazu werde ich mich mit meinem Stadtrat, den Nachbargemeinden und dem Landkreis abstimmen“, sagte Bürgermeisterin Astrid Münster (FW). Aufklärung und Informationen sind wichtig, ergänzte Dezernentin Angelika Stoye. „Die Bürgermeister werden sich mit ihren Räten dieser humanitären Verpflichtung stellen“, lautet die Erkenntnis der Dezernentin nach der Zusammenkunft.