Es gibt grünes Licht für den Bau einer Moschee in der Gohliser Georg-Schumann-Straße. Das signalisierte heute Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau (Grüne). Gemeinsam mit Abdullah Uwe Wagishauser, Bundesvorsitzender der Ahmadiyya Muslim-Gemeinde, informierte sie über den Stand der Planungen. Ein Aufriss des Gebäudes liegt bereits vor: Der Bau wird auf einer Grundfläche von zehn mal 17 Metern stehen, eine Kuppel in zehn Metern Höhe haben und über zwei Minarette verfügen, die jeweils zwölf Meter hoch sind.
„Es sind Zier-Minarette“, erklärt Wagishauser. Sie sind also nur Schmuck. „Sie werden nicht begehbar sein und es wird auch kein Gebetsruf erschallen. Wir wollen unsere Nachbarn nicht stören. Der Gebetsruf wird innerhalb des Gebäudes ertönen“, so Wagishauser. Für die Minarette und die Kuppel habe man sich entschieden, um auch von außen erkennbar zu machen, dass es sich um einen Gebetsort handelt. „Wir möchten das ganz klassisch haben. Eine schnuckelige kleine Moschee eben“, erklärt der Bundesvorsitzende der Ahmadiyya-Gemeinde.
Die Moschee wird voraussichtlich ab 2014 gebaut und in einem Wohngebiet stehen. Dies ist zulässig, betont Dubrau: „Religiöse Bauten in Wohngebieten sind erlaubt.“ Den Verfassungsschutz musste sie trotzdem vorab befragen. „Das ist so üblich. Von dort kam am Montag, 7. Oktober, das Okay“, so Dubrau, die sagte sie wolle frühzeitig mit der Öffentlichkeit zu diesem Thema in Verbindung treten. „Am Dienstag hielten wir eine erste Info-Veranstaltung mit den Anwohnern ab und zwei Tage danach die erste Pressekonferenz hierzu. Der Bauvorbescheid ist gestellt und so weit wollten wir schon sein, bevor wir an die Öffentlichkeit gehen“, antwortete sie auf die Frage, ob es nicht möglich gewesen wäre, früher darüber zu informieren.
Dass es Bedenken gegen den Bau gibt, das erlebte Heike Will am Dienstag, dem 8. Oktober. Die Abteilungsleiterin im Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung war beim Bürgerverein Gohlis zugegen, wo die Anwohner den Moschee-Bau diskutierten. „Es wurde nicht so kontrovers besprochen wie es zu erwarten war“, resümiert Winkler. Sie habe mitgenommen, dass es keine grundlegenden Bedenken gegen den Bau oder die muslimische Gemeinde gibt, sondern gegen das, was in deren Umfeld geschehen könnte. „Es gibt Angst vor Extremisten und vor Aufmärschen“, so Winkler. Eine öffentliche Auslegung der Baupläne soll es nicht geben, da es ein normales Bauverfahren ist.
Abdullah Uwe Wagishauser bemüht sich, die Zweifel zu zerstreuen. Seine Gemeinde ist bei Neubauten leidgeprüft. Sie war es, die im Jahr 2008 die erste Moschee in Ostdeutschland, genauer in Berlin Pankow errichtete. „Zeitweise hatten wir 6.000 Leute auf der Straße, die dagegen protestierten“, erzählt er. Doch mittlerweile habe sich alles befriedet und die Gemeinde dort pflege ein entspanntes Verhältnis zu Ihren Nachbarn.
Die Leipziger Moschee werde für rund 100 Gläubige ausgelegt. Die Gemeinde selbst umfasse 60 bis 70 Aktive. Und unter Muslimen gibt es, wie unter den Christen auch, nichtaktive Gläubige, dann jene, die einer Gemeinde treu sind und wiederum andere, die wechselnde Gebetshäuser nutzten. Der Großteil der Leipziger Gemeinde kommt aus Pakistan, wo derzeit eine Vielzahl verschiedener Religionsgemeinschaften verfolgt werden. „Der Gemeinde werden derzeit Asylsuchende zugeordnet“, so Wagishauser.
In Deutschland unterhält die Ahmadiyya-Gemeinde 35 Moscheen. Und sie bemüht sich, die Friedfertigkeit des Islams zu präsentieren. Finanziert wird sie – und damit auch die Leipziger Moschee – durch Spenden. Insgesamt 500.000 Euro soll die Gohliser Moschee kosten. Für den Bau sei ein Fonds eingerichtet worden, berichtet Wagishauser, für den die gesamte Gemeinde in Deutschland Geld spende.
„Will die Ahmadiyya-Gemeinde in Gohlis missionieren?“, wurde Wagishauser gefragt. „Kürzlich war ich bei der Zeugnisübergabe an Religionslehrer anwesend. Der Pfarrer sagte, nun verbreitet Gottes Wort. Wenn wir das sagen würden, würden wir uns Probleme auftun“, sagt er. „Trotzdem ist es natürlich unsere Aufgabe über den Islam zu informieren.“ Und er antwortet mit einem Koran-Zitat, welches besagt, dass niemand zu seinem Glauben gezwungen werden dürfe. „Da war das Christentum aggressiver“, kommentiert Baubürgermeisterin Dubrau. „Wenn ich als Freigeist das so sagen darf.“
Vorgehalten wurde Wagishauser auch, dass Ahmadiyya in Deutschland ein sogenanntes 100-Moscheen-in-Deutschland-Projekt verfolge. „Das ist mal so gesagt worden, ja, aber es gibt in Deutschland etwa 225 muslimische Gemeinden und jede möchte nun mal ihre eigene Moschee haben“, so der Bundesvorsitzende. „Und wir als Stadt Leipzig möchten 600.000 Einwohner haben“, kommentiert Dubrau.
(Quelle: l-iz.de; Eva-Maria Kasimir, 10.10.2013)