Städtischer Vermieter stellt Quartiere bereit / Schkeuditz setzt auf dezentrale Unterbringung
Schkeuditz. Der Freistaat Sachsen will dieses Jahr 284 Asylbewerber im Landkreis Nordsachsen unterbringen. Landrat Michael Czupalla (CDU) hat nun alle Kommunen um Hilfe bei der Lösung dieser Aufgabe gebeten. Schkeuditz bietet eine dezentrale Unterbringung in vorerst zehn Wohnungen an.
In Schkeuditz findet heute ein besonderer Einzug in einer bisher leer stehenden Wohnung statt. Denn die neuen Mieter sind Asylbewerber. Schkeuditz hat sich bereit erklärt, dem Landkreis Nordsachsen bei der Unterbringung dieser Menschen zu helfen. „Der Landrat hatte dazu mit den Bürgermeistern gesprochen und um Unterstützung gebeten. Das ist eine Aufgabe, die wir nur alle gemeinsam lösen können“, sagte gestern der Schkeuditzer Oberbürgermeister Jörg Enke (Freie Wähler). Deshalb habe er gemeinsam mit der städtischen Wohnungsgesellschaft nach Möglichkeiten einer dezentralen Unterbringung der Familien gesucht. Wie Dezernentin Angelika Stoye aus dem Landratsamt gestern auf LVZ-Anfrage mitteilte, werden in dieser Woche sechs Familien in Schkeuditz einquartiert. Sie kommen aus der Russischen Förderation, Indien und Syrien. „Bis Jahresende werden noch 90 Personen erwartet, die in verschiedenen Städten und Gemeinden untergebracht werden“, so Stoye.
„Wir stellen erst einmal zehn Wohnungen zur Verfügung, später sollen weitere folgen. Dabei schauen wir genau, wo es passen könnte“, erklärte Gerald Fritzsche, der Geschäftsführer der Schkeuditzer Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft mbH. Seine für diese Angelegenheit zuständige Kollegin Sandra Wergau ergänzte: „Wir erwarten derzeit ungefähr 40 Asylbewerber, Familien mit zwei bis zu sechs Personen. Wir suchen jetzt in unserem Bestand, der insgesamt 1500 Wohnungen umfasst, weitere geeignete Quartiere, die derzeit leer stehen.“ Die Mieter der betroffenen Häuser würden nicht extra informiert. „Wir wollen keine Klischees oder Vorurteile schüren, lassen es so anlaufen. Wenn Deutsche einziehen, wird ja auch niemand vorher informiert. Wir sind auf jeden Fall jederzeit Ansprechpartner, wenn es Fragen oder Probleme gibt“, sagte Wergau. Vor einigen Wochen hatte bereits ein Familie in Schkeuditz eine Wohnung bezogen (die LVZ berichtete). „Da hat es sehr gut funktioniert. Von den Nachbarn gibt es ein sehr positives Feedback, denn die Familie sei sehr freundlich, zuvorkommend und ordentlich“, verweist Wergau auf die jüngsten Erfahrungen.
Laut Enke setzt Schkeuditz im Sinne einer Integration der Asylbewerber ganz auf die dezentrale Unterbringung. Die Finanzierung erfolge über den Landkreis und den Freistaat. Eine Gemeinschaftsunterkunft sei nicht vorgesehen. Das kann Stoye so nicht bestätigen: „Bisher sind die Asylbewerber aus insgesamt 19 Nationen jeweils zur Hälfte in Wohnungen und in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht. Aber der Landkreis benötigt noch ein Heim. Darüber wird mit den Bürgermeistern aller größeren Städte weiter beraten.“ In Schkeuditz will sich das Landratsamt auch noch drei Wohnungen anschauen, die von privaten Vermietern für Asylbewerber angeboten werden.
Als große Herausforderung bezeichnete Enke die Kommunikation mit den Asylbewerbern. Dafür gebe es aber Hilfe von Dolmetschern und eine sehr gute und zuverlässige Zusammenarbeit mit dem Landratsamt. Neu sei das aber für Schkeuditz nicht. „Durch die weltweit agierenden Industrie- und Logistik-Betriebe im Leipziger Norden gibt es bei uns ja schon eine Internationalisierung“, verweist Enke auf die Tatsache, dass man jetzt schon jederzeit in Schkeuditz Ausländern begegne, die bei den Unternehmen arbeiten.
Doch Asylbewerber sind weit davon entfernt, arbeiten zu dürfen. Wer ihnen helfen möchte, sich zurechtzufinden und die Integration zu schaffen, kann sich im Landratsamt bei Asyl-Sachbearbeiter Roman Becker unter Telefon 0342029885343 melden. Olaf Barth