Sozialbürgermeister Fabian spricht von „Zwischenlösung“ in Grünau für etwa 100 Menschen
Leipzig. Die ehemalige 55. Schule in der Ratzelstraße (Leipzig-Grünau) soll kurzfristig als Asylbewerberheim genutzt werden. Das bestätigte Sozialbürgermeister Thomas Fabian (SPD) gestern auf LVZ-Nachfrage. Grund: Die Zahl der Asylbewerber, die Leipzig zugewiesen bekommt, steigt rasant.
Von MATHIAS ORBECK
Ende September lebten 1307 Asylbewerber und Flüchtlinge in den Massenunterkünften Torgauer Straße und Liliensteinstraße sowie in dezentralen Wohnungen. Absehbar ist, dass bis Jahresende noch mindestens 250 bis 300 Menschen folgen. „Ab Mitte November bekommen wir 50 bis 60 Flüchtlinge pro Woche. Das hat die zentrale Ausländerbehörde bereits so angekündigt“, sagt Fabian. Damit würden alle bisherigen Planungen über den Haufen geworfen. Denn im Februar hieß es noch, dass Leipzig in diesem Jahr maximal 559 Personen zugewiesen bekommt (2012: 402 Menschen). Nun werden es weit über 750. Um die Aufgabe zu lösen, will das Sozialdezernat kurzfristig die 55. Schule in der Ratzelstraße – zuletzt Interim bei Bauarbeiten fürs Kant-Gymnasium – als Ausweichdomizil nutzen. „Das kann aber nur eine Zwischenlösung sein, da wir das Gebäude perspektivisch wieder als Schule brauchen“, betont Fabian. Bereits 2014 soll das Haus saniert werden. Geplant ist, dort etwa 100 Flüchtlinge zu beherbergen. Damit werden Engpässe überbrückt, solange einige der dezentralen Wohnstandorte für Asylbewerber noch nicht fertig sind. Für die Ausstattung der Unterkunft in der Schule werden Möbel genutzt, die aus dem Thomaner-Interim in der Sebastian-Bach-Straße stammen. Die hatte sich die Stadt nach Rückkehr des Chores ins Alumnat vorsorglich gesichert.
Die ehemalige Schule in der Ratzelstraße wird voraussichtlich bis März 2014 als Asylbewerber-Unterkunft genutzt. Danach sollen die Wohnhäuser in der Pittlerstraße 5/7 sowie Markranstädter Straße 16/18 bezugsfertig sein.
Häuser in der Georg-Schwarz-Straße 31 sowie Georg-Schumann-Straße 121 mit jeweils 35 Plätzen sind laut Rathaus noch im Dezember bereit. Der Stadtrat wird auf der Tagung am 21. November über die Mietverträge abstimmen. Dann steht auch das überarbeitete Asylbewerber-Konzept zur Debatte. So möchte die Stadt bis 2016 für etwa 6,8 Millionen Euro zwei neue Erstaufnahmeeinrichtungen für je 200 Personen pro Unterkunft bauen, die dort maximal jeweils ein Jahr lang wohnen sollen. Die sind als Ersatz für die marode Massenunterkunft in der Torgauer Straße gedacht, die schließen soll. Wo die zwei Häuser entstehen, ist offen. Das Liegenschaftsamt hat fünf Standorte geprüft, darunter in der Wiesenstraße in Paunsdorf sowie in der Zschopauer Straße in Thekla.
Auf eine zeitweilige Unterbringung von Flüchtlingen in Hotels und Pensionen – wie vor zwei Jahren bei 30 Flüchtlingen geschehen – will die Stadt künftig aber verzichten. „Das können wir uns schon aus finanziellen Gründen nicht leisten. Eine ehemalige Schule ist da die bessere Lösung“, so Fabian.