Geplante Flüchtlingsunterkunft in Rackwitz ist noch unangetastet / Ratssitzung erneut gestrichen
Rackwitz. Heute wäre sie gewesen, die nächste öffentliche Gemeinderatssitzung in Rackwitz. Doch sie fällt aus, genauso wie die vorhergehende. So bleibt die Informationslage im Ort dürftig, seit Ende August rund 300 Einwohner in der lokalen Turnhalle mit Bürgermeister und Landrat über das geplante Asylbewerberheim sprachen. Viele Fragen machen die Runde – und Gerüchte. Das Haus, dessen Neubelebung als Heim ursprünglich für Oktober angekündigt war, ist weiter verwaist. Laut Landratsamt passiert dort dieses Jahr nichts mehr.
Von Kay Würker
Es gibt aktuell nichts zu bereden oder zu beschließen. So lautet die offizielle Begründung der Gemeindeverwaltung für die wiederholte Absage der öffentlichen Sitzung samt Bürgerfragestunde. Der Bürgermeister sei außerdem im Urlaub. Doch es gibt durchaus Redebedarf: Der Gemeinderat traf sich vor einigen Tagen nicht öffentlich. Das Hauptthema der Runde war die Asyldebatte und die weitere Entwicklung in Rackwitz. Zuvor hatten Aussagen vonseiten der Bürgerinitiative „Rackwitz 2.0“ verunsichert. Die Initiative war im August in Erscheinung getreten, als sie 1200 Unterschriften gegen die Reaktivierung des Ex-Lehrlingswohnheimes in der Leipziger Straße als Flüchtlingsunterkunft sammelte. „Ich habe im September mit dem künftigen Betreiber des Heimes geredet“, erklärte Initiativ-Sprecher Christoph Bienert gegenüber der LVZ. „Er erklärte, dass definitiv ab Oktober mit der Renovierung und dem Umbau des Heimes begonnen werde. Es liege nur noch am Architekten.“ Als Betreiber in spe wird die KVW Beherbergungsbetriebe GmbH aus Hessen gehandelt.
Bestätigt werden konnte diese Auskunft jedoch weder von Bürgermeister Manfred Freigang (UWV) noch von Nordsachsens Ordnungsdezernentin Angelika Stoye. Richtig sei, dass die KVW als Interessent im Rahmen der Ausschreibung ein Angebot abgegeben hat, sagte gestern Angelika Stoye auf LVZ-Nachfrage. „Dem Kaufantrag wurde jedoch nicht stattgegeben, die Immobilie ist weiter im Eigentum des Landkreises. Wir haben die Sache bislang nicht weiter vorangetrieben, es gibt keinen neuen Stand.“ Sollte es Neues geben, werde der Gemeinderat sofort informiert. „Wir tragen dem Wunsch des Gemeinderates Rechnung, bei der Abstimmung über die Unterbringung von Flüchtlingen unter anderem in Rackwitz einbezogen zu werden.“
„Dieses Jahr“, erklärt die Ordnungsdezernentin, werde im Objekt in der Leipziger Straße „nichts mehr passieren“. Allerdings werde das Angebot des Gemeinderates und der Gemeindeverwaltung angenommen, weitere Rackwitzer Wohnungen zur dezentralen Beherbergung von Asylbewerbern zu nutzen. Laut Bürgermeister geht es um bis zu drei Quartiere, die derzeit frei und verfügbar sind. „Diese werden noch dieses Jahr zur Unterbringung genutzt“, so Angelika Stoye. Weitere Flüchtlingswohnungen wurden bereits in den vergangenen Jahren in der Leipziger Straße nahe der Hauptstraße belegt.