Für den 2. November hat die NPD in Leipzig-Gohlis eine Kundgebung unter dem Motto „Schöner leben ohne Moscheen“ angemeldet. Anlass ist der geplante Bau einer Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde in der Georg-Schumann-Straße. Auch im Stadtteil regt sich Protest gegen das Vorhaben.
Zum Gründungstreffen einer Bürgerinitiative versammelten sich am Mittwoch-Abend nach Angaben von Linken-Stadträtin Juliane Nagel etwa 70 Menschen. Darunter etwa 20 Neonazis. In Gesprächen vor dem verschlossenen Versammlungsraum im Gohlis-Center fielen demnach zahlreiche Ressentiments. Auch auf der L-IZ.de finden sich mittlerweile zahlreiche Kommentare, welchen eines gemeinsam scheint: Die Angst vor dem Unbekannten, Vorurteile gegenüber einer gesamten Religion und wenige Kenntnisse über die Ahmadiyya-Gemeinde selbst.
Die Argumentation der Moscheegegner folgt dabei häufig dem Muster, man sei nicht „rechts“, aber gegen die Moschee. Erneut zeigt sich auch daran, dass man sich ungern dem plakativen Begriff „rechts“ selbst nicht, wohl aber der vourteilsbeladenen Denkart anschließt. Mancher fragt dagegen nach Größe und Menge christlicher Bauten und Neubauten in Leipzig im Vergleich und stellt diese dem eher als klein zu bezeichnenden muslimischen Gotteshaus entgegen. Und weist auf Religionsfreiheit und die selbst aufgebrachten Investitionen durch die bauende Gemeinde hin.
„Es ist unerträglich, dass MigrantInnen und explizit Muslima auch in Leipzig immer wieder geballt Ablehnung entgegenschlägt. Aussagen wie ‚Moscheen gehören nicht zur deutschen Kultur‘, wie sie von Bürgern am 16. Oktober geäußert wurden, zeigen wie tief verwurzelt islamfeindliche Denkweisen sind“, meint Nagel nach den Eindrücken des gestrigen Tages. „Diese basieren auch auf Unwissen und dem Unwillen vorurteilsfrei ins Gespräch zu kommen.“
Die NPD versucht unterdessen gezielt an die angespannte Stimmung anzuknüpfen. Die Rechtsextremisten kündigten bereits an, das geplante Bauprojekt zum Gegenstand des anstehenden Kommunalwahlkampfes zu machen.
„Es versteht sich von selbst, dass es Proteste gegen die rassistische Kundgebung der NPD am 2. November geben wird“, so Nagel. „Eine viel größere Herausforderung scheint es jedoch den schwelenden islamfeindlichen Ressentiments aus der BürgerInnenschaft zu begegnen. Hier sind sowohl Stadt als auch Zivilgesellschaft gefragt.“
Befremdlich sei vor diesem Hintergrund, dass die Leipziger Baubürgermeisterin als Voraussetzung für die Bearbeitung des Bauantrages der Ahmadiyya-Gemeinde den Verfassungsschutz befragt hatte. Damit werde die Religionsgemeinschaft per se ins schlechte, potentiell verfassungsfeindliche Licht gerückt. Zumal der Verfassungsschutz über eine eher geringe Expertise als religionswissenschaftliche Institutionen verfügen dürfte.
Die Ahmadiyya-Gemeinde selbst, eine reformierte, progressive Strömung des Islam, wurde unlängst durch die Anerkennung als Körperschaft öffentlichen Rechts in Hessen als erste muslimische Gemeinschaft mit den großen christlichen Kirchen gleichgestellt.
(Quelle: l-iz.de; Martin Schöler & Michael Freitag)