Leipzig. Der geplante Neubau einer Moschee in Leipzig nimmt konkrete Formen an. Wie Abdullah Uwe Wagishauser, Bundesvorsitzender der Religionsgemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ), erklärte, sei im Stadtteil Gohlis ein eher kleines Gebetshaus mit zwei Minaretten geplant: „Wir bauen keinen Protzbau“, so der 63-Jährige am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz im Neuen Rathaus.
Die zweistöckige Moschee werde mit Kuppel etwa zehn Meter hoch und an den Seiten mit zwölf Meter hohen Zier-Türmen versehen. Die Minarette seien allerdings nur aus ästhetischen Gründen eingeplant und werden auch nicht betretbar sein. Muezzin-Rufe seien ohnehin nicht angedacht. „Wir wollen ja nicht, dass unsere Nachbarn uns jeden Morgen verfluchen“, so Wagishauser weiter. Insgesamt werde der voraussichtlich 500.000 Euro teure und maximal 100 Menschen fassende Bau kleiner, als die Nachbarhäuser an der Kreuzung zwischen Georg-Schumann- und Bleichertstraße.
Baubeginn im ersten Halbjahr – Stadt signalisiert grünes Licht
Wie Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau bestätigte, habe die Gemeinde inzwischen einen Bauvorantrag gestellt. Nachdem der Verfassungsschutz die AMJ auf Anfrage der Stadt als unbedenklich eingestuft habe, könne nun auch der Bauantrag erfolgen. Abhängig von der Dauer des Genehmigungsverfahrens sollen die Arbeiten im kommenden Frühjahr oder Sommer beginnen, hofft Wagishauser. Dubrau signalisierte am Donnerstag, dass die Stadtverwaltung dem Projekt sehr positiv gegenüberstehe, forderte die Bauherren aber auch auf, noch einen Architekturwettbewerb auszuschreiben.
Angesichts von aufkeimenden Protesten gegen die Moschee im Stadtteil erinnerte die Baubürgermeisterin auch daran, dass „Leipzig immer eine Weltstadt mit unterschiedlichen Kulturen war.“ Und diese müssten tolerant miteinander umgehen. „Solch ein Vorhaben sollte eigentlich Normalität sein, aber noch ist es das ja leider nicht“, so Dubrau weiter, die sowohl Gohliser Nachbarschaft, als auch Moschee-Erbauer zu gegenseitigem Verständnis und zu Toleranz aufrief.
Zweite AMJ-Moschee in Ostdeutschland – Infoabend im November
Foto: Stadt Leipzig Die Ahmadiyya-Moschee aus Richtung Süd-Ost. Im Hintergrund das höhere Nachbargebäude.
„Wir Muslime haben gelernt, Transparenz an den Tag zu legen und auf unsere Nachbarn zuzugehen“, sagte Ahmadiyya-Vorsitzender Wagishauser. Man verstehe sich als Reformgemeinde und wolle den Islam als eine friedfertige Religion präsentieren. Der 63-Jährige verwies darauf, dass seine Religionsgemeinschaft kürzlich in Hessen als Körperschaft öffentlichen Rechts anerkannt wurde und somit dort als erste muslimische Gemeinschaft mit den großen christlichen Kirchen gleichgestellt sei.
Bereits 1957 habe Ahmadiyya in Hamburg die erste Moschee in Deutschland gebaut, inzwischen betreibt die Gruppe deutschlandweit 35. Nach der Khadija-Moschee in Berlin-Heinersdorf wäre die Leipziger die zweite Ahmadiyya-Moschee in Ostdeutschland. Auch in Heinersdorf gab es anfänglich Protesten gegen den Bau, inzwischen sei die Lage aber entspannt. „Wir haben dort ein tolles Verhältnis zu unseren Nachbarn“, so Wagishauser.
Bereits am Mittwochabend fanden in Gohlis erste Gesprächen mit dem dortigen Bürgerverein statt, die laut Heike Will vom Amt für Stadterneuerung weniger kontrovers verliefen als befürchtet. Im November soll in großer Runde über den Moscheebau informiert und diskutiert werden. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, möglichst frühzeitig über dieses Thema zu reden“, so Baubürgermeisterin Dubrau weiter. Ein genauer Termin des Bürgerabends noch nicht bekannt.
Die Ahmadiyya-Glaubensgemeinschaft stammt ursprünglich aus dem heutigen Indien und Pakistan und wurde dort Ende des 19. Jahrhunderts von Mirza Ghulam Ahmad gegründet. Dieser glaubte, Jesus habe die Kreuzigung überlebt und sei nach Indien ausgewandert und dort auch gestorben. Die Anhänger von Mirza Ghulam Ahmad sehen in ihm unter anderem die Wiedergeburt des Messias. Heute gibt es zwei Strömungen in der Glaubensgemeinschaft. Die Ahmadiyya Muslim Jamaat mit Hauptsitz im pakistanischen Rabwah hat laut ihres deutschen Vorsitzenden bundesweit etwa 35.000 Mitglieder in 225 Gemeinden.
(Matthias Puppe; © LVZ-Online, 10.10.2013, 15:51 Uhr)