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Im Sommer des Jahres 2012 verabschiedete der Stadtrat das Konzept zur dezentralen Unterbringung Geflüchteter in Leipzig. Kleine, über die Stadt verteilte Wohnungen und kleine Gemeinschaftswohnformen sollten Schluss mit der kollektiven Unterbringung Geflüchteter in abgelegenen Massenunterkünften machen. Der Entscheidung waren auch beharrliche Proteste antirassistischer und zivilgesellschaftlicher Gruppen vorausgegangen. Auch wenn 2012 nicht alles rosig war, so stand doch die Frage im Zentrum der Debatten, wie Geflüchteten ein selbstbestimmtes, menschenwürdiges Wohnen in Leipzig ermöglicht werden konnte. Fünf Jahre später sieht das ganz anders aus: Im Angesicht vieler tausender Neuankömmlinge im langen Sommer der Migration wurden Massenunterkünfte wieder en vogue. Zelte, Turnhallen oder Baumärkte waren nun das Nonplusultra und Notstandsargumente dienten der Stadt als Legitimationsgrundlage. Doch auch im Jahr 2017 scheint kein Ende der Renaissance der Massenunterkunft in Sicht. Im Gegenteil, die Stadt Leipzig denkt wieder groß und der wachsende Mangel an bezahlbarem Wohnraum tut das Seine dazu. War also alles für die Katz?
Der IKMW nimmt das fünfte Jahr nach Beschlussfassung des Konzepts zur dezentralen Unterbringung Geflüchteter in Leipzig zum Anlass, die Stadt an ihre ursprünglichen Zielsetzungen zu erinnern und auf Missstände hinzuweisen. Wir laden Euch ein, gemeinsam mit uns die Entstehung des Unterbringungskonzeptes zu rekapitulieren und die Ereignisse seither kritisch nachzuzeichnen.
Am 29.6. laden wir Euch zum Auftakt unserer Kampagne „Dezentralisierung Jetzt!“ ein.
Wo? INTERIM, Demmeringstraße 32, 04177 Leipzig
Wann? 19:00 Uhr
Input 1 – IKMW
Im Jahr 2012 beschloss der Leipziger Stadtrat mit dem Unterbringungskonzept für Geflüchtete eine Abkehr von Massenunterkünften am Stadtrand zugunsten kleinteiliger Gemeinschaftsunterkünfte in der Stadt und die verstärkte Ermöglichung selbstbestimmten Wohnens in eigenen Wohnungen. Dieser Beschluss war auch Resultat zivilgesellschaftlicher und antirassistischer Kämpfe.
Das Konzept wurde schon damals in einigen Stadtteilen mit rassistischen Mobilisierungen beantwortet und auch fünf Jahre danach ist der Rassismus nicht verschwunden. Vor allem aber gab es einen Boom von Großunterkünften: Vier Camps beherbergen über 300 Menschen, in vier weiteren können zwischen 200 und 250 Platz finden. In Planung und Bau befinden sich allein 7 Unterkünfte, deren Kapazität mehr als 200 Plätze umfasst. Nur etwa die Hälfte der in Leipzig lebenden Geflüchteten wohnen in eigenen Wohnungen.
Input 2 – Referentin Anika Schmidt
Die Ereignisse der Jahre 2015 und 2016 haben das Leipziger Migrationsregime kräftig durchgeschüttelt. Trotz einer verstärkten Massenunterbringung von Geflüchteten in Zelten, Turnhallen und anderen provisorischen Unterkünften wurde von Seiten der Stadt offiziell am Konzept zum dezentralen Wohnen festgehalten. Bei der Umsetzung sind verschiedene staatliche und nicht-staatliche Akteure mit je eigenen Handlungslogiken involviert. Anika Schmidt richtet in ihrem Input den Blick darauf, wie die verschiedenen mit der Unterbringung Geflüchteter in Leipzig betrauten Akteure im langen Sommer der Migration zusammenarbeiteten, mit welchen Erfordernissen und Hürden sie sich konfrontiert sahen.